Das städtebauliche Großprojekt Étoile in Strasbourg schafft eine Verbindung zwischen dem Stadtzentrum und dem Stadtteil Neudorf. Den Schlussakkord bildet das neue Quartier Saint-Urbain, das sich mit seinen unterschiedlichen hohen Gebäudekomplexen zwischen dem Stadtpark Parc de l‘ Étoile und dem Kommunalfriedhof Saint-Urbain erhebt. Die acht Baukörper bilden einen kompakten Stadtblock, der sich um eine gemeinsame Grünanlage gruppiert. Auf einer Fläche von 21.500 Quadratmetern sind hier 178 Wohneinheiten, ein Bürogebäude, ein Vier-Sterne-Hotel sowie Gastronomie, Gewerbeflächen und Parkplätze entstanden. Der Vielfalt städtischen Lebens entsprechend sind die Wohnungen als frei finanzierte Mietwohnungen, Eigentumswohnungen oder als Sozialwohnungen konzipiert.
Gleichheit und Identität
Das Pariser Büro LAN (Local Architecture Network) entwarf das Mixed Use-Ensemble. Vor Ort wurde das Bauvorhaben von dem Strasbourger Büro toa architectes associés betreut. Die Architekten wählten für alle acht Gebäude eine einheitliche Formensprache. Ihre Fassaden sind streng gerastert. In der konstanten Symmetrie und der ständigen Wiederholung immer gleicher Elemente für Fenster und Fassade fanden die Architekten nicht nur das Potential für eine kostengünstige Bauweise. Sie erkannten darin auch eine „Demokratisierung“ der Architektur, die über ihre Gleichförmigkeit die Gleichheit der Bewohner fördert: Vier-Sterne-Hotel, Eigentumswohnung und sozialer Wohnungsbau haben völlig gleich gestaltete Fassaden.
Differenziert werden die Baukörper über ihre Höhe, die sich aus der jeweiligen Funktion und Typologie ableitet. So ist das Hotel als Hochhaus mit seinen 20 Geschossen eine weithin sichtbare Landmarke und damit ein wichtiger Referenzpunkt für die Identität des Quartiers. Ein anderes, äußerst wichtiges Werkzeug für die Identitätsbildung ist die Farbgebung der Gebäude. Für die acht Blöcke des Ensembles wählten die Architekten acht verschiedene Pastellfarbtöne aus, die subtile Bezüge zur regionalen Bautraditionen herstellen und sich an ausgewählten Einzelbauten in der Nachbarschaft und im historischen Strasbourg orientieren. Im Einklang mit der Fassadengeometrie wird mit der außergewöhnlichen Farbigkeit ein starkes Bild der Zusammengehörigkeit projiziert, das den Bewohnern und Nutzern von Saint-Urbain die Aneignung des Quartiers erleichtern soll.
Architektur im Zeichen der Pandemie
LAN Architekten bezeichnen ihr Projekt als eine architektonische Reaktion auf die Corona-Pandemie. Wohnkomfort ist das Stichwort, das die Architekten mit offenen und lichtdurchfluteten Wohnungsgrundrissen sowie großzügigen Loggien gestalteten, um auch in Zeiten der Pandemie Bereiche zu schaffen, die ein Leben in Gemeinschaft ermöglichen. Die Bepflanzung der Dachterrassen und des gesamten Sockelbereichs unterstützt eine „Ökologie des Wohlbefindens“ im direkten Wohnumfeld. Und nicht zuletzt ermöglicht das statische Konzept einer tragenden Gebäudehülle eine größtmögliche Flexibilität bei der Gestaltung der Grundrisse. Wohnkomfort war auch das Stichwort für die Auszeichnung des Quartiers mit dem französischen NF Habitat HQE. Das Zertifikat bescheinigt die fortschrittliche Wohnraumqualität des Ensembles.