
Scharfe Kurven und spitze Winkel
Mit dem Neubau und der Erweiterung der Direktion der AachenMünchener Versicherung in Aachen ist nicht nur ein neues Gebäude, sondern ein neues Stück Stadt entstanden. Das Aachener Architekturbüro kadawittfeldarchitektur plante den großzügigen und offenen Gebäudekomplex, der die Büroarchitektur in den Stadtraum öffnet. Die GLASSOLUTIONS-Standorte Döring Berlin und Radeburg waren für die Multifunktionsverglasungen verantwortlich. Diese sorgen für ein gutes Arbeitsklima und geben als gebogenes Glas dem Gebäudeensemble den nötigen Schwung.
Die Ecken des verglasten Baukörpers stechen spitz in den Raum, fast schwebend auf fragil wirkenden Stelzen. Das Gebäude wird von einem gläsernen Boulevard mit Kurven unterquert. Im weiteren Verlauf überwindet der eindrucksvolle Boulevard eine Freitreppe, schwenkt ab, überquert Frei- und Grünflächen und verbindet weitere aufgeständerte Glaskörper miteinander. In Richtung der Franzstraße gibt das Gebäude einen Blick auf den neu entstandenen Quartierspark frei. Zusammen bilden die unterschiedlich geformten und durch schwarz und goldfarben eloxierte Alupaneele akzentuierten Gebäude die neue Direktion der AachenMünchener Versicherung im Herzen der Kaiserstadt Aachen. In der Fassade sorgen die ca. 3.500m² Sonnenschutzgläser CLIMAPLUS COOL-LITE ST 167 und CLIMAPLUS COOL-LITE ST 150 dafür, dass in den Gebäuden rund ums Jahr ein gutes Klima herrscht. 28 zylindrisch gebogene Gläser CONTOUR CLIMAPLUS COOL-LITE ST 167 machen es möglich, dass der gläserne Boulevard teilweise scharf abknickend die Richtung wechseln kann.
Planerische und bauliche Herausforderung
Die Aufgabe war nicht nur eine planerische, sondern auch eine bauliche Herausforderung:
Das bestehende Gebäude sollte mit denen über das Stadtgebiet verteilten Geschäftsbereichen der AachenMünchener Versicherung in einem Komplex vereint werden. Dieser Bürokomplex mit einer Bruttogeschossfläche von 30.000 m² musste in eine bestehende Struktur eingefügt werden und er sollte auch außerhalb der Büroöffnungszeiten ein attraktives, öffentlich zugängliches Umfeld bieten. Der Entwurf von kadawittfeldarchitektur interpretiert die Bauaufgabe folgerichtig nicht nur architektonisch, sondern städtebaulich.
Ein offenes und kommunikatives Gebäude
Um einem offenen, kommunikativen Quartier zu entsprechen, wurde das Volumen auf mehrere Gebäude verteilt, die über einen Boulevard - ein gläserner Verbindungssteg, miteinander verbunden sind. Dadurch entsteht ein transparenter und durchlässiger Komplex. Insgesamt sind so vier Gebäude und zwei Tiefgaragen in zwei Bauabschnitten entstanden. Das Herzstück dieses Neubaukomplexes stellt ein bis zu sieben Etagen hohes Gebäude, in dem sich der neue Haupteingang der Versicherung befindet, dar. Ein eigenständiges Gebäude an der Franzgasse - der sogenannte zweite Bauabschnitt - verläuft parallel zur Borngasse und wird separat vermietet. Das Gebäudevolumina der vier neuen Häuser sind der Höhe der umgebenden Bebauung angepasst. Sie bilden keine klassischen geschlossenen Blockkanten, sondern sind so gewinkelt und gegeneinander versetzt, dass sich ein Wechsel von fast straßenbündiger Bebauung und kleinen Plätzen bildet.
Auch in den Gebäudekomplex integriert wurde das Bestandsgebäude der AachenMünchener Versicherung aus den 70er Jahren. Gelegen ist es am inneren Boulevard, bleibt aber - anders als die anderen Komplexe - als ‚Kind seiner Zeit' erkennbar. Eine Freitreppe - die sogenannte „Via Culturalis“ - dient als direkte Fußwegverbindung zwischen Hauptbahnhof und Innenstadt.Die Treppe verbindet die Aureliusstraße mit der Borngasse am Kapuziner Karree und führt zwischen Gebäudeteilen des Neubaus der AachenMünchener unter dem gläsernen Boulevard hindurch zum neuen AachenMünchener Platz. Der innere Boulevard dient neben der Verbindung der verschiedenen Gebäudeteilen als Raum für Begegnung und Kommunikation. Glaswände und teilweise verglaste Dachflächen geben diesem den Charakter eines lichten und weitläufigen Wandelganges. Dementsprechend waren die Anforderungen an die Verglasung hoch: Neben der notwendigen Absturzsicherung waren Wärme- und Sonnenschutz gefragt. Den mäandernden Verlauf des Boulevards mit seinen eleganten Kurven ermöglichen gebogene Glasscheiben von Döring Berlin. Die geschosshohen Scheiben haben Größen von bis zu 2,70 m x 4,20 m bzw. 2,30 m x 4,60 m. Sie sind als Zweifach-Isoliergläser CONTOUR CLIMAPLUS COOL-LITE ST 167 mit einem U-Wert von ca. 1,1 W/m²K gefertigt.
Der Boulevard funktioniert wie ein geschützter Straßenraum mit einer Folge von Aufweitungen und Verengungen, in denen sich Konferenz- und Schulungsbereiche, Sitzungszimmer und Kommunikationszonen befinden sowie öffentlich zugängliche Bereiche der Versicherung wie Kantine und Cafeteria. Was zunächst als planerische Hürde galt, der starke Höhensprung zwischen Aureliusstraße und Borngasse, erweist sich als optimale Fortführung des Boulevards auf einer Ebene. Am neuen AachenMünchener Platz an der Borngasse ist der Boulevard durch die großzügig geschwungene Freitreppe an das Straßenniveau angebunden und öffnet sich mit einem repräsentativen Entree zum Stadtraum. Eine unter der gesamten Boulevardfläche durchgezogene transluzente Abhangdecke aus großmaschigem, weiß lackierten Streckmetall verbirgt die notwendigen Installationen wie Sprinkler, Rauchmelder, Lüftungskanäle etc. und integriert die Beleuchtung.
Das Innere des AachenMünchener Gebäude
Im Inneren der Gebäude sind die Übergänge zwischen den Büroeinheiten fließend gestaltet, so dass variable Unterteilungen möglich sind. Die Bürowände sind zum Flur teilverglast, so dass die Gänge voll belichtet sind und als Kommunikationszonen genutzt werden können. Die Bürofassaden zeichnen sich durch eine markante schwarz eloxierte Aluminium-Elementkonstruktion in Structural-Glazing-Optik mit Elementbreiten von 1,35 m – 2,70 m, analog zum Ausbauraster, aus. Einzelne Scheiben haben Größen bis zu 2,70 m x 4.20 m. Vertikale geschosshohe Glasfelder wechseln sich mit raumhohen öffenbaren Fensterelementen sowie geschlossenen goldfarben eloxierten Alupaneelen ab. 143, überwiegend als freie Formen gefertigte und damit an das mal spitzwinklig, mal leicht verschobene Gebäude angepasste Gläser tragen zu dem unverwechselbaren Erscheinungsbild bei. Das großzügige, zweigeschossige Foyer hat eine Ganzglasfassade über die gesamte Raumhöhe. Für die Verglasung kamen 3.570 m² Sonnenschutzglas der COOL-LITE ST-Reihe, gefertigt vom Standort Radeburg, zum Einsatz. CLIMAPLUS COOL-LITE ST-Gläser zeichnen sich durch eine sehr harte, widerstandsfähige Schicht aus und sind äußerst flexibel: Sie lassen sich vorspannen, biegen, bedrucken, emaillieren oder laminieren. In den Gebäudekörpern, in die durch ihre lockere Anordnung ausreichend Sonnenlicht gelangt, trägt die Sonnenschutzverglasung dazu bei, dass die Räume nicht überhitzen. Zusätzlich sind die Büros mit einer Baukerntemperierung versehen.
An zentraler Stelle ist in Aachen mit dem Neubaukomplex nicht nur das Hauptquartier der AachenMünchener Versicherung, sondern auch ein neues aufregendes Stadtquartier mit einer prägnanten Formensprache entstanden.